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Essays, Gedanken, ...

Der Wert des Bodens

aus "Der Architekt" vom BDA, 1/2015

Der Boden, ein Gut 

Gerade diese „Kontrolle über Besitz und Raum“ ist, folgen wir Jean-Jacques Rousseau, einer der wesentlichen Gründe für die Deprivation der menschlichen Moral. In seiner „Abhandlung über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen“ von 1751 geht der Philosoph davon aus, dass der ursprüngliche Mensch, der für Rousseau in etwa die Merkmale eines Steinzeitmenschen hat, keinerlei Bestreben zur Anhäufung von Eigentum gehabt hat. Erst als sich die menschlichen Fähigkeiten entwickelten, habe sich auch das Bedürfnis nach Distinktion ergeben. Konkurrenz und Rivalität auf der einen Seite, Interessengegensätze und Gewinnsucht auf der anderen seien „die erste Wirkung des Eigentums und das unabtrennbare Gefolge der entstehenden Ungleichheit“. „Der erste, der ein Stück Land eingezäunt hatte, und auf den Gedanken kam, zu sagen ‚Dies ist mein‘ und der Leute fand, die einfältig genug waren, ihm zu glauben, war der wahre Begründer der zivilen Gesellschaft“, sagt Rousseau, für den „Zivilisation“ kein positiv besetzter Begriff ist.
(Rousseau, Jean-Jacques: Abhandlung über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen. Aus dem Französischen übersetzt und herausgegeben von Philipp Rippel, Stuttgart 1998, S. 74-89)

Boden ist ein teures und irgendwann auch ein seltenes Gut. Mit jeder Sekunde werden derzeit in der Bundesrepublik Deutschland 8,05 Quadratmeter Boden neu als Siedlungs- und Verkehrsfläche beansprucht, also 69,6 Hektar an einem Tag. Die versiegelte Fläche macht etwa 50 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsfläche aus. Jede Sekunde werden etwa 4,03 Quadratmeter versiegelt oder etwa 2,01 Quadratmeter überbaut. Beim derzeitigen Stand entspricht die Siedlungs- und Verkehrsfläche bereits den Flächen der Bundesländer Thüringen, Schleswig-Holstein, Saarland, Berlin, Hamburg und Bremen. Wenn die Entwicklung so weitergeht, wird es in 1116 Jahren außer Wasserflächen nur noch Siedlungs- und Verkehrsflächen geben, jedoch keine Landwirtschaftsflächen und keinen Wald.

Andreas Denk

Der Boden, der Raum und das Haus

Anhalten und Siedeln ist ein komplexer biologischer, sozialer und geistiger Vorgang, der die Menschen in eine neue Lebensweise zwingt. Anhalten und Siedeln ist Ausdruck einer Suche nach Rast und Ruhe – siedeln kommt vom lateinischen Wort sedere und bedeutet besänftigen. Insofern ist Siedeln eine allgemeine Kulturformung der Sedierung.

Haus
domus
Domestizierung

Hajo Eickhoff